Der Krieg beginnt mit der Stille
Stille - nicht friedvolles Refugium der Innerlichkeit, nicht geschützter Raum, sondern unheilvoller Vorbote unmittelbarer Bedrohung, Gefährtin lähmender Angst, Moment zwischen Intervallen tödlicher Gefahr... In diese Stille hört Pascha zu Beginn von Serhij Zhadans Roman Internat, wenn er aus der Ferne auf die brennende Stadt schaut. Und er kommt aus seiner eigenen Stille. Die Stille des Nicht-Wahrhaben-Wollens, des Sich-Verschanzens im Privaten, des Schweigens - diese Stille ist auch unsere Stille. In Der Krieg beginnt mit der Stille verbinden sich elektronische Klanggestaltungen mit zweisprachig gesprochenen Textpassagen aus Zhadans Roman. Was hier neben der Sprache lautlos klingt, sind durch Membranbewegungen offener Lautsprecher in Schwingung versetzte Materialien, sind die elektromagnetischen Felder von Kleingeräten, ist der Körperschall des Aufführungsraums. Dieses stille Kontinuum wird erst durch mobile Mikrofonierungen sukzessiv aufgedeckt.