Portrait Franziska Windisch
©ElBendary

Franziska Windisch - WAHRNEHMUNG SCHÄRFEN

PORTRAIT NEUSTART KULTUR STIPENDIENPROGRAMM (2020/21)

Zu Beginn unseres Gesprächs in einem Kölner Restaurant Anfang Dezember 2022 frage ich Franziska Windisch, ob die Begrifflichkeit Klangkunst, unter der sie ihren Antrag beim Musikfonds angelegt hat, für sie zutreffend sei? Eine Frage, die die derzeit in Brüssel lebende Künstlerin zum Lachen bringt. „Keine Ahnung“, ist ihre erste Antwort. „Im weitesten Sinne ja. Es ist Kunst und hat etwas mit Klang zu tun.“ Anschließend muss sie abermals lachen. „Meine Arbeit dreht sich sehr stark um Ideen von Performance und Komposition: wie strukturiert man zeitliche und räumliche Abläufe? Es gibt da Verwandtschaft zum Theater und auch zur Choreographie. Mein Interesse ist es, eine Situation zu erzeugen, in der Personen ihre eigene Wahrnehmung schärfen. Einen Moment, in dem eine gemeinsame Aufmerksamkeit entsteht. Das ist nicht nur ein Anliegen von Klangkunst, oder Musik, das findet man in vielen Sparten."

Franziska Windisch macht in Köln für unser Gespräch kurz Zwischenstation auf ihrem Weg von Brüssel nach Braunschweig, wo sie derzeit eine Vertretungsprofessur für „Klangskulptur und Klanginstallation“ an der Hochschule für Bildende Künste hält. Neben ihrer eigenen künstlerischen Praxis hat Windisch in den letzten Jahren die Lehre als zweites konstantes künstlerisches Arbeitsfeld für sich entdeckt und etabliert. So unterrichtete sie unter anderem an der Universität der Künste in Berlin und an der KHM in Köln, wo sie selbst Anfang der Nuller-Jahre studiert hat. „Die Lehre und künstlerische Tätigkeit verhalten sich bei mir mittlerweile gleichwertig“, führt Windisch aus. „Das hat meine künstlerische Tätigkeit verändert. So habe ich beispielsweise über das Unterrichten/ den Unterricht gelernt, in Gruppensituationen und Kollektiv-Zusammenhängen zu denken – Aspekte wie das gemeinsame Anwesend-Sein, das gemeinsame Nachdenken und Agieren haben sich übertragen. Ich würde mich heute als Künstlerin ganz anders definieren als zu jener Zeit, bevor ich zu unterrichten begonnen habe. Früher habe ich einfach selbständig ein Projekt nach dem anderen gemacht, jetzt ist es wichtiger geworden etwas im Austausch mit anderen Menschen zu entwickeln.“

Windisch ist in Memmingen geboren und wuchs in Augsburg auf, einer jener vielen deutschen Städte, die bis zu einem gewissen biographischen Moment genug Anregung für suchende Jugendliche bieten, letztlich aber dann doch schnell von diesen verlassen werden müssen, wenn sie nicht für immer hängen bleiben wollen. Sie drückt es diplomatisch so aus: „Es prägt einen, wenn man in Augsburg seine Jugend verbringt. Die Stadt war klein genug, dass ich da weg wollte.“ Und so zog sie 2002 nach Köln, um an der KHM zu studieren. Eigentlich hatte sie vor Film zu studieren, doch schnell hielt sie sich vor allem im Klanglabor auf und kehrte damit sozusagen zu ihren Anfängen zurück. Denn die künstlerische Laufbahn von Franziska Windisch begann mit etwa 14 Jahren mit einer ausschließlich mit Mädchen besetzten Indie-Band. In der Tat sei es so, dass die damaligen Erfahrungen bis heute als eine Art „Blue Print“ in ihrer Arbeitsweise Spuren hinterlassen haben: „Es geht mir darum, Ideen einzubringen, die dann gemeinsam ausgestaltet werden, sich auf den Prozess einzulassen.“
 

                                                                                                                                                   Text: Thomas Venker

Das ganze Portrait finden Sie als pdf im Downloadbereich.