STIP-Portrait Maria Rucker
©Maria Rucker

Maria Rucker - Musik ohne Musikerin

PORTRAIT NEUSTART KULTUR STIPENDIENPROGRAMM (2020/21)

In einem Dorf im Allgäu experimentiert die Bildhauerin Maria Rucker mit dem Klang von Kalkstein: Kreative Grundlagenforschung eines Stein-Minimalismus im Entstehen.

Es wird schon kalt zwischen den Marterln. Die meisten Dörfer hier in den östlichen Ausläufern des Allgäus liegen oben auf den Ebenen. Osterzell hingegen schmiegt sich in ein Tal. Es heißt das Kalte Tal, zwar der alten Adelsherrschaft und nicht der Kälte wegen, aber ein wenig düster ist es dennoch. Seinen großen historischen Moment hatte das Dorf, als hier 1771 Matthias Klostermayer festgenommen wurde, bekannt als der Bayrische Hiasl, ein gerechter Bandit, so etwas wie der süddeutsche Robin Hood und Vorbild für Schillers „Die Räuber“. Hingerichtet wurde er bald darauf sehr ruppig: erdrosselt, zertrümmert, geköpft und gevierteilt. Heute lebt die Bildhauerin Maria Rucker in Osterzell und erkundet Steine. 

Genauer: Den Klang von Steinen. Sie untersucht, was die aufgeraute Oberfläche von flachen Steinplatten zum Klingen bringt, zum Vibrieren. Sie spielt Steine und so klingt es auch. Melodien sind hier eher interessante Zufallsprodukte. Und so wie es in der Baukunst das Wort von der „Architecture without Architects“ gibt, die nicht-akademische, aber auch traditionelle und indigene Architektur bezeichnet, die einfach zu entstehen scheint, ohne, dass ein gestalterisches Genie verantwortlich zeichnet, will auch sie ihre Musik verstehen: „Eigentlich ist das, was ich spiele, Musik ohne Musiker:innen “.

Text: Steffen Greiner 

Das ganze Portrait findet Ihr in der Sidebar als pdf-Download